Eine Untersuchung im Auftrag der Stiftung Forschungsgemeinschaft Deutscher Augenoptiker ging nun der Frage nach, wie stark die Kurzsichtigkeit derzeit in Deutschland verbreitet ist und ob eine ähnliche Entwicklung zu erwarten ist wie in Asien.

In Asien steigt die Zahl der Kurzsichtigen derzeit in einem noch nie dagewesenen Ausmaß an, in vielen Ländern sind bereits bis zu 90 Prozent der Teenager und jungen Erwachsenen kurzsichtig. Um zu erfahren, ob in Deutschland eine vergleichbare Entwicklung droht, analysierte Dr. Wolfgang Wesemann, ehemaliger Leiter der Höheren Fachschule für Augenoptik Köln, im Auftrag der Stiftung Forschungsgemeinschaft Deutscher Augenoptiker die Fehlsichtigkeit von über 500.000 Brillenträgern im Alter von 1 bis 45 Jahren. Er wertete dazu anonymisierte Brillendaten aus, die aus der Betriebssoftware von zahlreichen Augenoptikerbetrieben in Deutschland stammen.

Auf der Mitgliederversammlung des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) am 12./13. März in Neuss stellte er die Ergebnisse seiner Studie nun erstmalig der Öffentlichkeit vor. Unter anderem zeigt die Untersuchung, dass sich die durchschnittliche Kurzsichtigkeit bei Kindern seit Anfang des Jahrtausends erheblich verstärkt hat. So waren zwölfjährige Kinder im Jahr 2012 durchschnittlich um fast 1,5 Dioptrien kurzsichtiger als zwölfjährige Kinder im Jahr 2002. Dies lässt erwarten, dass auch der Endwert der Kurzsichtigkeit bei den Betroffenen zunehmen wird.

Denn auch im Erwachsenenalter ist die Entwicklung des Auges entgegen der landläufigen Meinung keineswegs abgeschlossen, wie die Untersuchung von Dr. Wesemann offenbart.

Ihm gelang es, bei 177.979 Personen die Veränderung der Brillenstärke über einen Zeitraum von mehreren Jahren nachzuvollziehen. Hierbei zeigte sich, dass sich beispielsweise bei den untersuchten 25-jährigen Brillenträgern die Kurzsichtigkeit in 47,3 Prozent der Fälle während eines Zeitraum von rund fünf Jahren um mindestens -0,5 Dioptrien verstärkte, bei 22,3 Prozent sogar um mindestens -1,0 Dioptrien.

Das hat unter anderem Auswirkungen auf die Sicherheit im Straßenverkehr. So besagt eine Faustregel in der Augenoptik, dass eine unkorrigierte Fehlsichtigkeit von 0,5 Dioptrien die Sehschärfe ungefähr halbiert. Wer also beispielsweise als Jugendlicher zum Zeitpunkt seines Führerscheinsehtestes noch „unauffällig“ war und vorerst keine Brille benötigte, um Auto zu fahren, ist mit Mitte zwanzig unter Umständen mit einer deutlich herabgesetzten Sehkraft im Straßenverkehr unterwegs.

Zur Steigerung der Verkehrssicherheit fordert der ZVA für Führerscheininhaber daher einen verpflichtenden Wiederholungssehtest.

 

Quelle: ZVA

Kategorie: Allgemein

Tags: Optometrie

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